Umweltschutz
Es ist leider allgemein gültige Meinung, dass rohstoffabbauende Unternehmen sehr rücksichtslos mit der Umwelt umgehen. Dies ist natürlich populistischer Unsinn. Da diese Industrie vorrangig mittelständisch geprägt ist, kann sich niemand der Verantwortung gegenüber der Umwelt entziehen. Im Gegenteil, alle Maßnahmen werden unter Berücksichtigung vielfältiger Umweltaspekte geplant und durchgeführt. Dies gewährleisten u.a. sehr umfangreiche Genehmigungsverfahren vor der Genehmigung des Abbaus.
Natürlich bedeutet der Abbau oberflächennaher Rohstoffe einen Eingriff in die Natur. Dieser ist aber nur temporär und weitaus geringer als allgemein angenommen. Eine Hauptsäule der wirtschaftlichen Tätigkeit im Bereich Kies & Sand ist die Rekultivierung der beanspruchten Flächen. Fachleute bestätigen hier, dass in den meisten Fällen die in Anspruch genommene Fläche in einer höheren Qualität an die Allgemeinheit zurückgegeben wird. Es entstehen neue Biotoptypen mit einer ungeahnten Vielfalt an Flora und Fauna. Auch der Erholungswert für die Gesellschaft verbessert sich in vielen Regionen durch die Nutzung rekultivierter Baggerseen. Vergleicht man die Flächennutzung in Deutschland zeigt sich folgendes Bild (Quelle: Stat. BA; Stand Dez. 2017):
- 50,94 % landwirtschaftliche Flächen
- 30,84 % Waldflächen
- 13,84 % Siedlung und Verkehr
- 2,32 % Wasserflächen
- 1,64 % sonstige Flächen
- 0,42 % Abbauflächen für Gesteinsbaustoffe
Häufig wird bei dieser Diskussion auch vergessen, wie wichtig der Rohstoff Kies, Sand & Naturstein für das heutige Leben ist. Deutlich wird dies, wenn man sich vor Augen führt, wie viel Rohstoffe ein Mensch in 80 Lebensjahren verbraucht. Hier die Übersicht (Quelle: MIRO e.V.)
- Kies & Sand 222 t
- Hartgesteine 221 t
- Braunkohle 172 t
- Erdöl/Erdgas 103 t
- Kalkstein/Dolomit 48 t
- Eisenerz 38 t
- Steinkohle 61 t
- Ton & Gips 19 t
Quarzsandabbau & Natur/Flora
Seit Jahrzehnten ist die Quarzsand GmbH Nudersdorf, wie deren Rechtsvorgänger, mit dem Abbau von Quarzsanden im Bereich des Wittenberger Vorflämings beschäftigt. Die im Zusammenhang mit der Abbautätigkeit als durchaus schwierig zu bezeichnende geologische Situation hat die Landschaft geprägt. So sind durch eiszeitliche Stauchungen markante Faltungen, man spricht von Mulden- und Sattelstrukturen, entstanden. Die darin enthaltenen tertiären Sande sind bis an die Oberfläche gedrückt worden. Sie stellen einen Hauptteil der abbauwürdigen Vorräte dar. In Folge des Quarzsandbergbaues sind Folgelandschaften entstanden, die in Ihrer Art als besonders einzuschätzen sind. Bereits ab 1982 wurden vom damaligen Kulturbund in der DDR, Fachgruppe Feldherpetologie, systematische Untersuchungen zu Amphibien begonnen, die sich in den Folgelandschaften ansiedelten.
Nachgewiesen wurden u.a.:
- Kreuzkröte
- Knoblauchkröte
- Erdkröte
- Kammolch (zeitweilig)
- Teichmolch
Nach der politischen Wende 1989 engagierte sich der NABU, Kreisverband Wittenberg e.V. in diesem Bereich. Rechtzeitig kam es hier zur Zusammenarbeit mit der Quarzsand GmbH Nudersdorf. Am 15.11.1995 wurde ein Gestattungsvertrag abgeschlossen, der es dem NABU erlaubt, einen nicht rekultivierten Alttagebau (Neue Grube B) auf einer Fläche von ca. 40.000 m² für naturschutzfachliche Aktivitäten zu nutzen. Die Fläche war bis 2016 Eigentum der Quarzsand GmbH Nudersdorf. Diese Zusammenarbeit trug dann bald erste Früchte. So wurden im Herbst 1998 im Tagebau Grube G, der einem Abschlußbetriebsplan unterliegt, Pflanzenarten der Roten Liste nachgewiesen. Dies waren:
- Heide Segge (Carex ericetorum) und
- Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis)
Im Zuge der Verkippung von natürlichen Waschwasserrückständen aus der Aufbereitung, stand die Frage der weiteren Verfahrensweise. Hier half die o. g. vertragliche Vereinbarung. Es wurde festgelegt, und umgesetzt, die Pflanzen in der nächsten Vegetationsperiode schrittweise umzusiedeln. So wurde mögliches Konfliktpotential entschärft und ein beidseitig tragfähiger Kompromiss wirksam. Im Jahr 2011 wurde nun ein schon länger gehegter Wunsch des Gesellschafters der Quarzsand GmbH Nudersdorf umgesetzt. Die Verbindung von Quarzsandabbau und Renaturierung sollte im aktuellen Abbaugebiet, der Lagerstätte I-Westfeld beleuchtet werden. Hier kam es zu sehr interessanten Feststellungen. Vom Fotograf und Fauna-Fachmann des NABU Wittenberg, Herr A. Korschefsky, erhielt ich eine Mail, u. a. mit folgendem Inhalt:
„Fachlich ist die Grube ein Juwel der Extra-Klasse. Im Anhang finden Sie eine Aufstellung der gefundenen Wert-Parameter. So können Sie sich schon mal an den Gedanken gewöhnen, Chef über einen Biotop zu sein, der mit Frauenschuh und Co. auf "Augenhöhe" rangiert.“
Unter Anderem wurde ein Rhynchosporion Lebensraumtyp mit Massenbeständen (ca. 2.000 Exemplare) der Charakterart Moorbärlapp gefunden. Die Rote Liste der Biotoptypen Sachsen-Anhalt stellt diesen Lebensraumtyp unter die Kategorie: „von vollständiger Vernichtung bedroht“ Moorbärlapp (Lycopodiella inundata) ist eine Pflanze, die sehr selten und gefährdet ist. In der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland, Kategorie „gefährdet“; In der Roten Liste Sachsen-Anhalt, Kategorie „vom Aussterben bedroht“. -Geschützte Art nach der Bundesartenschutzverordnung; -Geschützte Art von gemeinschaftlichem Interesse nach Anhang V der FFH-Richtlinie Aus der umfangreichen Fotodokumentation wurden dann die Bilder ausgewählt, und dieser Kalender gestaltet. Darüber hinaus wurde eine 48-seitige Dokumentation erstellt. Sie trägt den Titel
„Dokumentation der Naturausstattung des Wittenberger Vorflämings im Kontext zu Bergbau-Folgelandschaften“
Neben einer verbalen Beschreibung der Grundlagen (Geologie; Böden; Hydrogeologie) werden Pflanzengesellschaften und Biotoptypen beleuchtet und deren Beeinträchtigungen eingeschätzt. Breiten Raum nehmen die Erfassungsbögen für FFH – Lebensraumtypen und eine umfangreiche Bilddokumentation ein. Die Arbeit ist eine sehr gute Grundlage bei der Bewertung der Bergbaufolgelandschaften und bei der weiteren Arbeit der Quarzsand GmbH Nudersdorf im Rahmen der bergrechtlichen Rekultivierungen.
Rekultivierung am Beispiel des Tagebaues „Grube E“
Im Rahmen der bergrechtlichen Betriebszulassungen nimmt die Rekultivierung eine zentrale Rolle ein. Hier zeigt sich nachhaltig, wie die rohstoffgewinnende Industrie mit der von ihr beanspruchten Umwelt umgeht.
Für die Alttagebaue der Quarzsand GmbH Nudersdorf ist ausschließlich eine forstliche Nachnutzung festgelegt. Dazu wurde mit der zuständigen Forstbehörde ein entsprechender forstlicher Rahmenplan abgeschlossen.
Am Beispiel des Alttagebaues „Grube E“ soll das Ergebnis der Rekultivierung gezeigt werden.
Vor dem Abbau waren die Flächen ausschließlich mit Kiefernwald bewachsen. Der Abbau erfolgte von 1975 bis 1989 mit Seilgreiferbagger und Feldbahn. Insgesamt wurden auf 13 ha ca. 1.500 Tt Quarzsande abgebaut. Das Geländerelief zur Rekultivierung wurde in den 90-er Jahren hergestellt. Dabei konnte nur in Teilbereichen Mutterboden aufgetragen werden. Als Besonderheit wurde im Nord-Ost-Bereich eine Steilböschung standsicher gestaltet, um den daneben bestehenden alten Eichenbestand nicht zu gefährden. Die Aufforstung erfolgte nach Vorgabe des zuständigen Revierförsters, als Kiefern, Laub- und Mischwaldzonen. Vorrangig wurden Traubeneiche und Kiefer angepflanzt. Insgesamt cirka 33.000 Pflanzen.
Zum Schutz vor Wildverbiss wurde das gesamte Areal mit Wildgatterzaun eingefasst. In tieferen Bereichen bilden sich, bedingt durch lehmigen Untergrund, temporäre Wasserflächen.
Die Abschlussbefahrung mit LAGB Sachsen-Anhalt, Forstamt und LK Anhalt-Zerbst fand am 07. September 2004 statt.
Das Protokoll enthält folgende Festlegung:
„Es wird einvernehmlich festgestellt, dass die Abschlussarbeiten ordnungsgemäß und vollständig realisiert wurden, so dass die Bergaufsicht mit dem Tag der Abschlussbefahrung am 07.September 2004 für den Tagebau „Grube E“ endet.“
Das Ergebnis der Rekultivierung zeigen die beigefügten Bilder:
Rekultivierung oder Renaturierung, wo liegt die Zukunft?
Früher wurden abgebaute Flächen und Böschungen mit schwerer Technik umgestaltet und für die Wiederaufforstung vorbereitet und umgestaltet.
Heute, unter Beachtung der vielfältigen neunen gesetzlichen Bestimmungen hat sich die Verfahrensweise grundlegend geändert. Der Bergbau muss sich verstärkt den neuen Anforderungen stellen. Stellvertretend sind hier der Artenschutz (§§ 39, 44ff BNatSchG) und die Umsetzung der Eingriffsregelung i.S. §§ 15ff BNatSchG genannt. Beides hat seinen Hintergrund im europäischen Recht zum Schutz bedrohter Pflanzen- und Tierarten.
Begriffe wie artenschutzrechtlicher Fachbeitrag und rechtskonforme Umsetzung der Eingriffsregelung bestimmen nachhaltig die gesamten bergbaulichen Planungen und Betriebsplanzulassungen.
Die Quarzsand GmbH Nudersdorf hat, neben der schon genannten „Dokumentation der Naturausstattung…“ folgende Dokumentationen erarbeiten lassen:
„Dokumentation der Herpetologischen Naturausstattung der Quarzsandgrube Nudersdorf im Kontext zur Situation im Landkreis Wittenberg“ und
„Perspektiv-Planung zum Landschaftspflegerischen Begleitplan, Bergwerksfeld Möllensdorf, der Quarzsand GmbH Nudersdorf“
Der Erarbeitung der Unterlagen sind detaillierte Kartierungen vorangestellt worden. Die Felderfassungsdaten wurden mit GPS-Koordinaten, Art, Anzahl und Schutzstatus hinterlegt.
Auch wurden landschaftspflegerische Maßnahmen für die verschiedenen Tagebaubereiche definiert, um die Ansiedlung und Erhaltung geschützter Tier- und Pflanzenarten zu ermöglichen.
Im Zuge der Erarbeitung des neuen Hauptbetriebsplanes (ab 2020) wird es eine sehr intensive Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wittenberg geben.
Die Quarzsand GmbH Nudersdorf sieht im Thema Artenschutz nicht nur die zusätzliche Belastung für betriebliche Kapazitäten und Kosten, sondern ausdrücklich auch eine Chance um die Leistungen der Firma und der gesamten Branche der Gesteinsrohstoffproduzenten in der Öffentlichkeit positiv darzustellen.
Sekundärbiotope sind von erheblichem naturschutzfachlichem Wert!
Naturschutz und Quarzsandabbau sind kein Gegensatz!